• Magazin
  • Oper Frankfurt
  • August-Oktober 2019
  • S. 31

Liederabend Jakub Józef Orliński

Jakub Józef Orliński

Ein Stern ist aufgegangen

Text: Konrad Kuhn

In: Magazin, August-Oktober 2019, Oper Frankfurt, S. 31 [Publikumszeitschrift]

Er ist noch keine 30 Jahre alt und wird schon als Star gehandelt: der polnische Countertenor Jakub Józef Orliński. Kein Wunder: Das samtweiche Timbre seiner Falsettstimme hat nicht nur berückend süße Töne parat. Ebenso wandlungsfähig wie die koloraturensichere Stimme ist seine szenische Präsenz. An der Oper Frankfurt war er in der Titelrolle von Händels Rinaldo als liebeskranker Krieger zu erleben, der sich mit so virtuoser Körperbeherrschung in die akrobatischen Kampfszenen stürzte, dass es einem den Atem verschlug. Ende letzter Spielzeit stand er in Händels Rodelinda als linkischer Unulfo, der nie aufgibt, auf der Bühne: Noch durch das finsterste Sturmgewölk sah er den Stern der Hoffnung aufgehen – und setzte seinen durchtrainierten Körper diesmal für kurze Slapstick-Einlagen in bester Buster-Keaton-Manier ein. Dass er auch ein weltweit mit Preisen bedachter und für Filmaufnahmen gesuchter Breakdancer ist, blitzte hier an einer Stelle kurz auf. 

So sehr die szenischen Darbietungen dieses Ausnahmetalents für sich ein - nehmen, auch im Konzertsaal und auf Tonträgern hat sich Jakub Józef Orliński schon eine riesige Schar von Bewunderern ersungen. Sein Debüt-Album Anima sacra mit dem Barock-Ensemble Il Pomo d’oro hat er auf einer ausgedehnten Tournee präsentiert. Mit Händels Messiah ist er in der New Yorker Carnegie Hall aufgetreten. Aix-en-Provence und die Händel-Festspiele Karlsruhe waren weitere Stationen. Das heimatliche Teatr Wielki – die polnische Nationaloper in Warschau – ist ihm ebenso vertraut wie die Londoner Wigmore Hall. Dort rückte er bei einem Recital, neben barocken Preziosen, auch die Musik seiner Landsleute in den Fokus. Das ist ihm ebenso ein Anliegen wie seinem bewährten Partner am Klavier: Die beiden Polen setzen sich z.B. für das Liedschaffen von Karol Szymanowski, Pawel Łukaszewski und Tadeusz Baird ein. Neben ihrer Herkunft verbindet Jakub Józef Orliński und Michał Biel übrigens auch ihre gemeinsame Studienzeit an der New Yorker Juilliard School.


 

WERKE VON Händel, Orlandini, Bononcini, Conti, Predieri, Szymanowski, Baird und Łukaszewski
TERMIN 3. September, 19.30 Uhr
COUNTERTENOR Jakub Józef Orliński
KLAVIER Michał Biel