• Foyer5
  • Landestheater Linz
  • # 18 | November/Dezember 2020
  • S. 23-25

Lebenslinien

Text: Arne Beeker

In: Foyer5, # 18 | November/Dezember 2020, Landestheater Linz, S. 23-25 [Publikumszeitschrift]

Der in Wien lebende Schweizer Regisseur und Choreograf Simon Eichenberger präsentiert im Rahmen der Show Lieder für eine neue Welt der Musicalsparte seine „Oneliner“ (Einstrich-Zeichnungen). 

Lieder für eine neue Welt (Songs for a New World) ist eine Show des US-Komponisten Jason Robert Brown, die seit 1993 in aller Welt Triumphe feiert. Browns Songs erzählen Geschichten über Menschen, die sich an einem Wendepunkt ihres Lebens befinden. Manche geraten durch Zufall oder Pech an diesen Punkt, andere haben sich mit Willenskraft und Zähigkeit dorthin vorgearbeitet.

Jede Entscheidung, die ein Mensch an einem solchen Wendepunkt trifft, hat wesentliche Veränderungen zur Folge. Was wäre passiert, hätte man sich anders entschieden? Das ewige „Wenn ... dann“ provoziert die großen Fragen nach Sinn, Zufall, freiem Willen, Vorbestimmtheit.

Das Leben ist wie eine lange Linie, deren Krümmungen, Ausschläge, Ecken und Kanten durch Schicksalsschläge, Erfolge, Entscheidungen, Ereignisse bestimmt werden. Oneliner bilden eine Kunstform, die einerseits Planung und Organisation erfordert, andererseits von Zufall und Unvorhersehbarem lebt. Es sind Einstrichzeichnungen, bei denen der Stift nicht abgesetzt wird, ehe das Bild vollständig ist.


SIMON EICHENBERGER 

entdeckte 2007 neben seinem Beruf als Tänzer und Darsteller als weitere künstlerische Ausdrucksform das Zeichnen. Bei musikalischen Proben begann er, Klavierauszüge vollzukritzeln, während die anderen ihre Stimmen lern - ten. Ohne je ein einziges Bild fertiggestellt zu haben, bekam er das Angebot, im Foyer eines Theaters eine Ausstellung zu machen.

Im Laufe der Jahre entwickelten sich seine Arbeiten immer weiter. In mehreren Ausstellungen und bei etlichen Events wurde seine Kunst gezeigt. Zuletzt kreierte er innerhalb von zwei Stunden mit einem einzigen Strich ein 10 Meter hohes Werk, das jetzt in einem Schweizer Hotel zu sehen ist. „Während des Zeichnens gerate ich in einen rauschähnlichen Zustand“, erzählt Eichenberger. „Mehr als ein Thema gebe ich mir nicht vor. Meine Hand folgt dem Stift, und mein Plan entsteht während des Zeichnens.“

In Linz ist Simon Eichenberger ein bekannter Name. Er choreografierte 2013 die Eröffnungsshow des Musicalensembles Seven in Heaven, außerdem Show Boat, The Who’s Tommy, Grand Hotel, Into the Woods, In 80 Tagen um die Welt (ausgezeichnet für Beste Choreografie beim Deutschen Musicaltheaterpreis) und Die spinnen, die Römer!. Außerdem entwickelte, inszenierte und choreografierte er die erfolgreiche Showtime Forever Young.

Der Songzyklus Lieder für eine neue Welt ist die Gelegenheit, Simons verschiedene Talente in einem Projekt zu vereinen. Mit Unterstützung von Jonatan Salgado Romero entwickelt er Video-Oneliner, die der Show eine eigene Ästhetik verleihen und die originellen Geschichten in Browns Songs unterstützen und ergänzen werden.


LIEDER FÜR EINE NEUE WELT (SONGS FOR A NEW WORLD)
VON JASON ROBERT BROWN

Deutsch von Wolfgang Adenberg
In deutscher Sprache mit Übertiteln

Premiere 27. November 2020
Großer Saal Musiktheater

Musikalische Leitung Tom Bitterlich 
Inszenierung, Choreografie, Bühne, Illustrationen Simon Eichenberger 
Video Jonatan Salgado Romero 
Kostüme Richard Stockinger 

Mit David Arnsperger | Daniela Dett Christian Fröhlich | Hanna Kastner Karsten Kenzel | Sanne Mieloo Gernot Romic | Lukas Sandmann Celina dos Santos | Nina Weiß 

Eine „neue Welt“ mit einer „neuen Normalität“ – wie oft haben wir diese Schlagwörter in den letzten Monaten hören müssen! Jason Robert Browns Lieder geben uns vielleicht ein paar Antworten auf die Krise. Browns Songs sind kunstvolle Mini-Dramen, die von einer Idee zusammengehalten werden: Ob auf einem spanischen Flüchtlingsschiff 1492 oder im heutigen Manhattan, die Protagonist*innen stehen an Wendepunkten ihres Lebens und hoffen auf eine neue Welt, eine bessere Zukunft. Kommt uns das nicht bekannt vor?

„Ich will nicht philosophieren, ich will nur Geschichten erzählen“, sagt Brown. Und diese Geschichten sind herzzereißend, lustig, traurig, hoffnunggebend. Und immer emotional.

Weitere Vorstellungen
13., 15., 19. Dezember 2020, 1., 12. und 22. Jänner 2021 





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