• Magazin Klassik
  • Radio Klassik Stephansdom
  • # 8 | Frühjahr 2018
  • S. 3-5

Das Prometheus Projekt

Franz Welser-Möst über seinen Zugang zur Musik Beethovens

Interview: Ursula Magnes

In: Magazin Klassik, # 8 | Frühjahr 2018, Radio Klassik Stephansdom, S. 3-5 [Hörermagazin]

Ende Mai 2018 wird Franz Welser-Möst gemeinsam mit seinem Cleveland Orchestra sämtliche Symphonien Ludwig van Beethovens im Großen Saal des Wiener Musikvereins musizieren. Eine hochkonzentrierte und für viele Musikfreunde schon höchst ersehnte Konzertserie. Wer die künstlerische Laufbahn des österreichischen Dirigenten verfolgt, weiß, dass er so gut wie nie den einfachsten oder gar bequemsten Weg wählt. So wird es auch von den Hörerinnen und Hörern von radio klassik Stephansdom mit großem Interesse erwartet, dass Franz Welser-Möst seinen Zugang zur Musik- und Ideenwelt Ludwig van Beethovens erläutert. Ein paar Fragen und Gedanken an den Dirigenten vorweg:

UM: Sie haben einmal in einem Interview gesagt, wenn Sie sich mit Beethoven beschäftigen, würden Sie sich eher mit der Ideenwelt Friedrich Schillers beschäftigen. Warum und mit welcher konkret?

FWM: Ich habe damals gemeint, dass das Kunstwerk in einem größeren Zusammenhang gesehen werden muss. Um den Zeitgeist der Werke Beethovens zu verstehen, legt sich die Lektüre von Schiller, Fichte, Schelling, Hegel, Winckelmann, etc. nahe. Auf dem Hintergrund dieser Ideenwelt hat Beethoven seine Werke geschrieben. Beethovens Musik ist Philosophie in Tönen. Die Ästhetik und wie Kunst gesehen wurde, welchen Stellenwert ihr zugedacht wurde, änderte sich in der Zeit Beethovens radikal.

UM: Ihr „Fidelio“ bei den Salzburger Festspielen 2015 war ein musikalisches Ereignis. Geht’s um die Liebe oder um die Freiheit?

FWM: Im Fidelio geht es um Freiheit – vor allem die individuelle und nicht so sehr die politische. Die Liebe wird in einem höheren Sinn interpretiert, als notwendige Liebe in diesem neuen angestrebten System der Freiheit zwischen allen Menschen!

UM: Sie nennen Ihren Beethoven-Zyklus in Wien „Prometheus-Projekt“. Welche philosophischen Visionen wollen Sie dem Publikum durch die Noten Beethovens erläutern?

FWM: Humanität!

UM: Im Gegenzug zu vielen anderen Dirigenten hat es Sie scheinbar bisher nicht zu sehr zu „allen Neun Beethovens“ gedrängt. Warum?

FWM: Mit dem Prometheus-Projekt und der neuen Herangehensweise möchten wir die gewaltige Architektur des musikalischen Universums Beethovens zeigen – die Kombination der Werke, die über die 9 Symphonien hinausgehen, soll deutlich machen, dass die Grundbotschaft Beethovens, der Kampf für das Gute, überall präsent ist, sowohl thematisch als auch im musikalischen Vokabular.

UM: Sie legen für das letzte Konzert mit dem Beethovenschwerpunkt am 28. Mai die große Fuge B-Dur op. 133 aufs Pult der Cleveland-Streicher. Eine wirkliche Herausforderung. Fast wie „Synchron-Abfahren“ über die Kitzbüheler Streif?

FWM: Ja, es ist eine Herausforderung – In den späten, musikalisch extrem verdichteten Streichquartetten Beethovens wird seine Vision in besonderer Weise spürbar. 


Radiotipp

Beethoven-Studio
5. Mai 2018, 15.30 Uhr
DaCapo 9. Mai 2018, 21.30 Uhr

19. Mai 2018, 15.30 Uhr
DaCapo 23. Mai 2018, 21.30 Uhr

Franz Welser-Möst über seinen Zugang zur Musik Beethovens.