• Kabbala. Und nun war es in der Mitte der Nacht
  • Sirene Operntheater
  • 31. Oktober 2022 bis 14. Januar 2023
  • S. 44-49

Golem und Adam

Text: Klaus Dawidowicz

In: Kabbala. Und nun war es in der Mitte der Nacht, 31. Oktober 2022 bis 14. Januar 2023, Sirene Operntheater, S. 44-49 [Programmheft]

„Golems“ scheinen in unserer Gesellschaft allgegenwärtig - vom Computer bis hin zu Robotern und anderen künstlichen Intelligenzen aller Art. Der „klassische jüdische Golem“ wird üblicherweise mit Prag und Rabbi Jehuda Löw (genannt Maharal, ca. 1521-1609) identifiziert. Das Grab des berühmten Rabbiners ist auch heute noch ein Magnet für Touristen, die sich ehrfürchtig vor dem hohen Grabstein des „kabbalistischen Golemschöpfers“ ein paar Sekunden gruseln – schließlich drängeln die anderen Besucher nach…

Der Golem ist die jüdische Variante der vor allem männlich besetzten uralten Suche der Menschen, den Göttern gleich Leben zu erschaffen. Erst Cynthia Ozick (geb. 1928) macht in ihrem Roman „The Puttermesser Papers“ (1996) eine Frau zur Erschafferin eines weiblichen Golems namens Xanthippe. Das in der Psychologie erforschte Phänomen des männlichen Gebärneides und vor allem seiner Verdrängung ist der Hintergrund für Mythen und Legenden, in denen Männer oder Götter durch Worte, handwerkliche Fähigkeiten und andere Geschicklichkeiten mehr oder weniger erfolgreich die Schöpfung imitieren. Die Gegenwart und wahrscheinlich gerade die Zukunft werden wohl zunehmend von künstlichen männlichen Schöpfungen aus den Abteilungen der Roboter- und Gentechnologie geprägt sein.

Bereits im antiken Griechenland glaubten die Menschen an die künstliche Herstellung automatisierter Wesen, die den Erschaffern in vielerlei Weise dienstbar sein könnten. So verwundert es nicht, dass in der klassischen griechischen Literatur sprechende Statuen, Köpfe und andere Automaten keine Seltenheit sind. Bereits Homer (ca. 8. Jahrhundert v. d. Z.) erzählt davon, wie Hephaistos, der Gott des Feuers und der Schmiede, goldene Dienerinnen erschuf. Hephaistos schuf aber nicht nur diese „selbst-bewegenden“ Dienerinnen, sondern auch den mächtigen eisernen Talos, einen gigantischen antiken Automaten, der die Insel Kreta bewachte. Seine Taten erinnern an die modernen Golemlegenden aus Prag. Dreimal täglich umrundete er Kreta und bewarf herannahende Feinde mit Steinen oder verbrannte sie. Am Leben gehalten wurde er durch eine Blutader, die seinen ganzen Körper bedeckte. Deren Ende war mit einem Nagel verschlossen. Schließlich wurde er durch das Entfernen des Nagels besiegt, indem er ausblutete. In dem vierbändigen Argonautenepos des Apollonios von Rhodos (295 v. d. Z. – 215 v. d. Z.) ist es Medeia, die den Nagel durch eine Beschwörung herausspringen lässt.

Diese griechischen Automaten sind, anders als der jüdische Lehm-Golem, mechanische Wunderwerke. Doch auch das weit verbreitete, eher töpferische Moment finden wir in antiken Mythologien - dass der Mensch aus Erde, Staub oder Lehm erschaffen wurde.

So erzählt der römische Dichter Ovidius (43 v. d. Z. – 17 n. d. Z.) in seinen „Metamorphosen“, wie Prometheus Menschen aus Lehm und Wasser formt (im Kapitel „Die Schöpfung“, 82–88) und wie Pygmalion (im Kapitel „Pygmalion“, 243–297) eine Frauenstatue aus Elfenbein erschafft und sich in sie verliebt. Dank Venus wird sie schließlich zum Leben erweckt.

Der jüdische Golem-Mythos taucht erst im Mittelalter auf.Jedoch baut er auf Motiven und Elementen jüdischer und nicht-jüdischer Schriften der Antike auf. Hier ist es zunächst vor allem die Figur des Adam, die besonders zu berücksichtigen ist. Das Buch Genesis beinhaltet zwei unterschiedliche Schöpfungsberichte - Genesis Kapitel 1, Vers 1 – Kapitel 2, Vers 3 und Genesis, Kapitel 2, Vers 4 – Vers 23. Im ersten Bericht heißt es nur, dass Gott den Menschen – männlich und weiblich - „in seinem Bilde“ (Gen 1, Vers 27) geschaffen (hebr.bara) hätte.

Im zweiten Bericht dagegen wird, ähnlich den ägyptischen Mythen, der Mensch aus Erde gebildet. So wie der Gott Chnum Menschen, Tiere oder Pflanzen auf einer Töpferscheibe schuf, formte (hebr.jotser) Gott Adam aus Erde und hauchte ihm den „Hauch des Lebens“ ein. An diese Schöpfung erinnert auch das Buch Hiob: „Der Geist Gottes, der mich schuf…aus Lehm geformt bin ich auch.“ (Hiob 33, 4-6)

Die Frau allerdings wird im zweiten Schöpfungsbericht nicht gleichzeitig wie der Mann erschaffen, sondern aus der Rippe gebaut. (Genesis 2, 21-23) Die Erderschaffung des Adam wird auch im Psalm 139 thematisiert – auch wenn Adam selbst nicht erwähnt wird. In diesem Psalm kommt auch das Wort „Golem“ zum einzigen Male in der Bibel vor: „Nicht verhohlen war mein Wesen vor dir, da ich entstand im Verborgenen, gewirkt ward in den Tiefen der Erde. Meine Masse [hebr.galmi] sahen deine Augen … Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken.“ (Psalm 139, Vers 15- 16; 23)

Das Wort „golmi“ (mein Golem) wird von Leopold Zunz mit „Masse“, von Luther mit „unbereitet“, von Franz Eugen Schlachter mit „unentwickelt“ und Martin Buber und Franz Rosenzweig mit „Knäuel“ und von der Elberfelder Übersetzung mit „Urform“ übersetzt.

Die rabbinische Tradition hatte diesen Psalm stets mit Adam in Verbindung gebracht: „Rabbi Tanchuma sagte im Namen des R. Elasar: In der Stunde, da Gott den ersten Adam schuf, schuf er ihn als Golem, und er war von einem Ende der Welt bis zum anderen ausgestreckt, wie es im Psalm 139 heißt: ‚Meinen Golem sahen deine Augen.’ Rabbi Juda Ben Simon sagte: Während Adam noch als Golem vor dem, der da sprach und die Welt war, lag, da zeigte er ihm alle Geschlechter und ihre Führer.“(Midrasch Rabba, Genesis 24,2)

An der Adamsschöpfung können wir aber auch bereits erkennen, dass die Bezeichnung „Golem“ nicht das Endprodukt, sondern ein bestimmtes Stadium in der Erschaffung eines Menschen darstellt. Adam ist im Psalm zu einer bestimmten Zeit noch „unfertig“, eine unbelebte Masse.

„Ach bar Chanina hat gesagt: Zwölf Stunden hatte der Tag. In der ersten Stunde wurde die Erde zusammengehäuft; in der zweiten wurde er ein Golem (eine noch ungeformte Masse); in der dritten wurden seine Glieder ausgestreckt; in der vierten wurde die Seele in ihn geworfen; in der fünften stand er auf seinen Füßen; in der sechsten gab er den Tieren ihre Namen; in der siebten wurde ihm Eva gegeben; in der achten legten sie sich ins Bett zu zweit und verließen es zu vieren; in der neunten bekam er das Verbot, nicht vom Baum zu essen; in der zehnten sündigte er; in der elften wurde er gerichtet; in der zwölften wurde er ausgetrieben vom Paradies und ging, wie es im Psalm 49:13 heißt: ‚Und Adam, in seiner Herrlichkeit, bleibt nicht übernachten.’“ (Baylonischer Talmud, Traktat Sanhedrin fol. 38b)

Erst der Anhauch Gottes macht aus dem Golem Adam den ersten Menschen. Auch die späteren menschlichen Nachahmungen in den jüdischen Legenden sind mangelhaft. Meist sind sie sprachlos, bzw. entsprechen eher menschlichen Automaten ohne jede Reflektion ihrer Taten. Die Legende um Löw und seinem Golem ist trotz zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen fest verankert. In den umfangreichen Schriften Löws finden sich keine Elemente der praktischen Kabbala, auch wenn Löwden theoretischen Gedankengebäuden der jüdischen Mystik offen zugetan war, was für das 16. Jahrhundert ohnehin nicht ungewöhnlich ist.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden wohl die ersten Legenden um den Rabbi Löw, die aber von keiner Golemerschaffung erzählen. Der Grund für diese Legenden liegt möglicherweise darin, dass er in der „magischen Periode“ des Rudolf II. in Prag lebte und sogar am 16. Februar 1592 eine Audienz beim Kaiser hatte. Diese Audienz wird auch vom Chronisten David Gans (1541- 1613) bestätigt: „Er (der Kaiser) sprach mit ihm von Angesicht zu Angesicht, wie zu einem Freund. Die Art und Weise ihrer Worte waren geheimnisvoll, verschlossen und verborgen. Dies geschah hier in der heiligen Gemeinde zu Prag, am Sonntag, dem 3. Adar (5)352.“ (David Gans, Zemach David, Prag 1592, Neudruck Jerusalem 1983, S.145)

Es ist nicht anzunehmen, dass Löw den Kaiser in die kabbalistische Praxis einführte – wahrscheinlich erörterten sie allgemeine Probleme der jüdischen Gemeinde. Aber die Legenden, wie sie später in den „Sippurim“ – Heften des Wolf Pascheles erzählt werden, berichten dagegen darüber, wie Löw mit einer Art „camera obscura“ die Patriarchen vor den staunenden Augen Rudolfs erscheinen lässt (Geschichten aus dem alten Prag, Sippurim, hrsg. von Peter Demetz, Frankfurt a.M. 1994, S. 46). Diese Geschichten machen aus Löw eine Art jüdischen Faust – Faust lässt schließlich auch im Volksbuch von 1587 vor Kaiser Karl V. Alexander den Großen auftauchen.

Bei Meir Perles, Löws erstem Biographen (MegillatJuchassin, 1718, dt. von S. H. Lieben, Jahrbuch der jüdisch – literarischen Gesellschaft 20, Frankfurt a. M. 1929, S.315-36), fehlt von einem Golem jede Spur. Interessanterweise schreibt Noah Chayyim Levin, der Herausgeber einer späteren kommentierten Version der „MegillatJuchassin“ (Warschau 1864): „Wir sollten nicht länger über die Geschichte des Golem, den Löw erschaffen hatte, überrascht sein und die allgemein bekannt ist.“ 1724 wurde Löws Grabstein erneuert. Auch auf ihm gibt es keine Hinweise auf den Golem.

 

Kein hebräisches Werk dieser Zeit erwähnt eine Golemerschaffung durch Löw. Selbst Yedidia Weil (1721-1805) aus Prag, der eine Liste aller bekannten Golemschöpfungen verfasste, schreibt nichts über Rabbi Löw. R. Salomo Juda Rapoport (1790-1867) hierzu: „Die Hände des Maharalskreirten keinen Golem. Seine große Weisheit zeigt sich nicht in der Erschaffung eines Golems, sondern dadurch, dass er das Gegenteil machte: d. h. er schuf einen großen Schüler (…), Rabbi Jom Tov Lipmann Heller.“ (Gal Ed, Prag 1856, S.53).

Die ersten schriftlichen Versionen der Prager Golemsage entstanden erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie beruhen auf älteren Vorlagen, so dass Frederic Thieberger (The Great Rabbi Loew of Prague, London 1955) die Entstehung der Golemsage um den Rabbi Löw auf ca. 1730 datiert. Berthold Auerbach erzählte 1837 erstmals die Prager Golemsage in seinem Roman „Spinoza“ nach: „In meines Vaters Haus ist eine alte Magd, die heißt Chaje, die hat mir einst erklärt, warum man in Prag das Gebet am Freitag, worin Israel eine mystische Ehe mit dem Schabbat schließt, zweimal sagt. Es lebte vor Zeiten daselbst ein großer Kabbalist, der hohe Rabbi Löw genannt, dieser formte sich aus Lehm eine menschliche Gestalt, hinten am kleinen Gehirn ließ er eine Öffnung, in welche er ein Pergament legte, worauf der unausprechliche Name Gottes geschrieben war. Sogleich erhob sich der Kloß und ward ein Mensch; er verrichtete seinem Schöpfer alle Dienste eines Knechts, er holte Wasser, spaltete Holz etc. man kannte ihn in der ganzen Judengasse unter dem Namen der Golem des hohen Rabbi Löw. Jedes Mal am Freitagabend nahm ihm sein Herr das Pergament aus dem Kopfe, dann war er wieder Lehm bis Sonntagmorgens. Einst hatte der Rabbi diese Vorrichtung vergessen. Alles war in der Synagoge, man hatte soeben das schabbatliche Minnelied begonnen, da stürzten Frauen und Kinder in die Versammlung und schrien: Der Golem, der Golem zerstört alles. Sogleich befahl der Rabbi dem Vorsänger, mit dem Schlusse des Gebetes innezuhalten, jetzt sei noch Rettung möglich, später aber könne er nicht wehren, dass die ganze Welt zerstört würde. Er eilte nach Hause und sah, wie der Golem eben die Pfosten seines Hauses erfasst hatte, um das ganze Gebäude einzureißen; er sprang hinzu, nahm ihm das Pergament und toter Lehm lag wieder vor seinen Füßen. Von dieser Zeit betet man in Prag das schabbatliche Brautlied stets zweimal.“ (Berthold Auerbach, Spinoza, Stuttgart 1837, S.18- 20)

Nachdem sich bedeutende Autoren der deutschen Romantik, darunter Achim von Arnim und E. T. A. Hoffmann, mit dem Golem-Motiv befasst hatten, verwundert es nicht, dass nun noch weitere Golemgedichte um den Prager Golem (Gustav Philippson, Der Golem, 1841) oder Novellen (Daniel Uffo Horn, Der Rabbi von Prag, 1842) erschienen.

Unter all diesen Bearbeitungen sollte es Gustav Meyrinks (1868-1932) Roman „Der Golem“ (Leipzig 1915) sein, der die Prager Golemsage noch stärker im Bewusstsein der Allgemeinheit verankern sollte. Von den ersten Auflagen wurden immerhin 145 000 Exemplare verkauft. Der Roman hat tatsächlich nur wenig mit Rabbi Löw und dem Golem zu tun. Er ist ein düsteres doppelbödiges Meisterwerk der phantastischen Literatur, das an Alfred Kubins (1877-1959) Roman „Die andere Seite“ (1908) erinnert. Meyrink, der mit dem Buddhismus sehr vertraut war, hatte leider nur oberflächliche Kenntnisse von jüdischen Inhalten. So spricht er davon, dass der Golem als Diener die „Glocken der Synagoge“ im 17. Jahrhundert geläutet habe. Die Welt des Prager Golem wird dagegen in den Buch-Illustrationen von Hugo Steiner-Prag (1880-1945) viel besser eingefangen als im Text selbst.

Erst das legendäre Volksbuch um Rabbi Löw sollte den Durchbruch für die Prager Golemsage ermöglichen. Der Autor des Volksbuches war Jehuda Judel Rosenberg (1859-1935), der es 1909 unter dem Titel „Nifla’otMaharal miPrag – Wundertaten des Rabbi Löw“ in hebräischer und jiddischer Sprache veröffentlichte. Er behauptete, dass es Isaak Ben Samson Katz (gest. 1624), der Schwiegersohn von Rabbi Löw, verfasst hätte. Lange Zeit wäre die Handschrift in der Bibliothek von Metz unerkannt verstaubt. 1917 übersetzte Chajim Bloch sie ins Deutsche unter dem Titel „Der Prager Golem, von seiner ‚Geburt’ bis zu seinem ‚Tod’“. In Rosenbergs Volksbuch wird der Golem zum Retter des Ghettos. Löw hat in den „Wundertaten“ einen besonders gemeinen Gegner – den Priester Taddäus. Er versucht mit Hilfe von erfundenen Ritualmordbeschuldigungen die Juden aus Prag zu vertreiben. Aber Löw setzt den Golem als Spion ein und kann alle Übel abwenden. Mitunter erinnern die Geschichten an die damals äußerst beliebten Detektiv-Geschichten rund um Sherlock Holmes.

Das ist kein Zufall. Rosenberg hat später eine Sherlock-Holmes-Geschichte (Arthur Conan Doyle, The Jew’sBreastplate 1899) umgedichtet (Choshen HaMishpat, zweiter Band, Piotrkow 1913). So wundert es nicht, dass er schon aus Rabbi Löw eine Art jüdischen Holmes machte. Aber nicht nur diese Elemente lassen deutlich erkennen, dass dieses Volksbuch nicht auf „uraltes Material“ zurückgreift. 1924 gab Chajim Bloch zur Festigung der Legende die „Sammlung von Originalbriefen des Bescht…nebst einem Originalbriefe des bekannten Maharal (R.Löw) aus Prag aus dem Jahre 1583“ heraus. Jedoch Gershom Scholem bewies in seiner Rezension zu Blochs Sammlung, dass Rosenbergs Golem-Geschichten den modernen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts widerspiegeln und kabbalistische Elemente enthalten, die keineswegs aus der Zeit Löws stammen können (Qiriat Sefer 1,1924-25, S.106).

„Sprache und Inhalt weisen zwingend auf einen nach den Ritualmordprozessen der 1880er und 1890er Jahre schreibenden chassidischen Autor mit kabbalistischer Bildung und (in diesen Kreisen höchst ungewöhnlichen!) belletristischen Neigungen.“ (Scholem, Golem, S.286)

Trotz dieser Kritik haben das Volksbuch und all seine Epigonen, die im Zuge des Erfolges erschienen, dafür gesorgt, dass Löw, Prag und der Golem ein nicht mehr zu trennendes Dreieck bildeten. In traditionellen Kreisen sind Rosenberg und Rabbi Löw als Golemerschaffer immer noch umstritten. Als Unterstützung dienen oft weitere „Original-Briefe“ Rabbi Löws, in denen er über seine Golemerschaffung berichtet. Rosenberg war kein klassischer „Fälscher“. Für ihn gehörten die „Wundertaten“ zur jüdischen Volksliteratur. Rosenberg, der als Rabbiner in Montreal wirkte, ist besonders durch seine hebräische Zohar-Übersetzung bekannt. In einer Broschüre zur Feier seines 70. Geburtstages wurde das Werk „Nifla’otMaharal“ bewusst in die Reihe seiner Schriften zur Volksliteratur aufgenommen.

„Im Gegensatz zu der geläufigen Meinung der Forschung kann hier nicht die Rede sein von einer Fälschung des authentischen Materials. Es ist vielmehr die Begegnung mit einer neuen Interpretation des Stoffes, ein symbolischer Erinnerungsakt, der das Alte neu belebt.“ (Goodman-Thau, Eveline, Golem, Adam oder Antichrist, in: Eveline Goodman-Thau, Gert Mattenklott, Christoph Schulte [hrsg.], Kabbala und die Literatur der Romantik zwischen Magie und Trope, Tübingen 1999, S.110-111)

 

Klaus Samuel Dawidowicz (1963 Berlin). Führender deutscher Kulturwissenschaftler und ordentlicher Professor für Judaistik an der Universität Wien.