Alexei Ratmansky

„Es herrscht eine Doppelmoral“

Exklusiv: Der ukrainische Choreograf spricht über seine Schuldgefühle, alte KGB-Methoden, russische Cancel Culture, die westliche Haltung und über Kollegen, die in beiden Welten arbeiten

Stephan Burianek • 08. Februar 2024

Alexei Ratmansky wuchs in Kyjiw auf, studierte an der Ballettakademie des Bolschoi-Theaters in Moskau und lebt heute in den USA © Boris Pekarski

Sie sind in diesem Jahr für die Choreografie des Wiener Opernballs zuständig und setzen in diesem Zusammenhang ein Ballett auf den Walzer „La Séparation“ des ukrainischen Komponisten Mykola Lysenko in Szene. Die weiteren Stars des Abends gelten ebenfalls als Freunde der Ukraine. Wie wichtig war das für Sie, als Sie die Einladung angenommen haben?

Mich hat die Bedeutung des Opernballs gereizt, von der ich ehrlich gesagt lange Zeit nichts wusste, denn in der internationalen Ballettwelt ist dieses Ereignis nicht so bekannt wie hierzulande. Ich fühle mich durch die Einladung sehr geehrt, und dass Elīna Garanča und Piotr Beczała, die auf der richtigen Seite stehen, ebenfalls dabei sind, macht mich natürlich besonders glücklich.

Sie zeigen sich öffentlich häufig mit den nationalen Symbolen der Ukraine.

Das mache ich seit dem Beginn des Kriegs, zumal ich immer als russischer Choreograf gesehen wurde, auch wenn ich in der Ukraine aufgewachsen bin und dort auch meine Karriere gestartet habe.

Als die Große Invasion ausbrach, probten Sie gerade in Moskau.

Ich arbeitete damals an zwei großen Produktionen, an einem abstrakten Ballett zu Bachs „Kunst der Fuge“ in voller Länge am Bolschoi und an einer wissenschaftlichen Rekonstruktion des verlorenen Balletts „Die Tochter des Pharaos“ [Choreographie von Marius Petipa auf Musik von Cesare Pugni, Anm.] aus dem 19. Jahrhundert am Mariinsky in St. Petersburg. Am Bolschoi-Theater arbeitete ich seit den 1990er-Jahren regelmäßig und war dort auch fünf Jahre lang der Ballettdirektor. 

Wie haben Sie das vor zwei Jahren erlebt? 

Meine Frau war von Anfang an dagegen gewesen, dass ich nach Russland fahre, zumal der US-Präsident bereits als Erster öffentlich vor dieser Gefahr gewarnt hatte. Aber selbst meine Familie in Kyjiw glaubte nicht an eine vollständige Eskalation. Den Bolschoi-Intendanten warnte ich dann vor, dass ich sofort zurückkehren würde, sollte es doch dazu kommen. In der Woche vor dem Überfall auf die Ukraine bekam ich langsam eine Ahnung. Im Radio sagten sie schreckliche Dinge, bei denen es mir die Haare aufstellte und wegen der ich in eine Art Agonie verfiel. Ich ging dann zum Ballettdirektor und sagte ihm, dass mir das alles zu viel wird. Nach zwei Tagen entschied ich mich, doch weiterzumachen. Wissen Sie, wenn Sie zwei Drittel an einer Arbeit, die Ihnen sehr wichtig ist, fertig haben, dann blendet man vieles um sich herum aus. Es ist wie die Geburt eines Babys, für das man eine Verantwortung fühlt.

Ich denke nicht, dass Sie sich verteidigen müssen. 

Nein, aber ich denke ständig darüber nach. Es ist eine Schuld, die ziemlich groß ist, und es war ein Fehler. Nachdem mich dann meine Frau telefonisch um fünf Uhr in der Früh über den Angriff informiert hatte, kümmerte ich mich sofort um Flugtickets für mich und mein Team und flog noch am gleichen Tag zurück.

Genau genommen begann der Krieg aber bereits im Jahr 2014, also vor zehn Jahren.

Aus heutiger Sicht bereue ich es extrem, dass ich nach 2014 zurückgegangen bin. Es war meine Entscheidung, aber ich verstand damals nicht ganz, was dort vorgegangen ist. Wobei das nicht ganz stimmt, denn ich dachte vielmehr, wir Künstler wären davon losgelöst. Ich hatte zwar in den Jahren zuvor immer gemischte Gefühle, wenn ich nach Russland ging und habe das mit meinem privaten Umfeld auch immer wieder besprochen. Aber ich dachte letztlich immer, dass die künstlerische Arbeit an den Werken und mit den Tänzern, an die ich glaubte, wichtiger wäre. Heute weiß ich: Das war sie nicht. 

Die Große Invasion öffnete mir die Augen und ich verstand, dass man nicht wegschauen konnte. Ich hätte das alles früher sehen müssen. Die Schuld, die ich auf mich geladen habe, wird mich in meinem restlichen Leben immer begleiten.

Alexei Ratmansky im September 2022 mit der ukrainischen Flagge beim Schlussapplaus nach der Premiere von «Giselle» im Londoner Coliseum (United Ukraine Ballett) © Boris Pekarski

Manche Leute meinen, man solle die Kunst und die Politik voneinander trennen.

Vor allem in Russland sagen das viele, aber das ist eine sehr bequeme Sichtweise, denn es geht nicht um irgendeine Politik, sondern um Menschlichkeit, Fairness und um die Frage von Leben oder Tod. 

Wie haben Ihre russischen Kollegen auf ihre Flucht reagiert?

Sie haben die Beweggründe nicht verstanden. Wenn ich sie über den Horror und die generelle Bedeutung dessen, was passierte, aufzuklären versuchte, stieß ich auf ein völliges Unverständnis, und sie dachten, ich übertreibe und ich würde versuchen, sie gegen Russland aufzubringen. Zunächst meinten Sie, ich solle die Kunst und die Kultur nicht miteinander vermischen, später wurden sich zunehmend aggressiv und nannten mich einen Verräter. Dabei brach Russland sämtliche internationale Regeln.

Heute hat das Bolschoi-Theater eine neue Führung.

Ja, Valery Gergiev hat es übernommen, und das ist keine Überraschung. Er ist Putins größte kulturelle Waffe. Man darf ja nicht vergessen, dass sich kurz nach dem Angriff einige Kunstschaffende gegen den Krieg ausgesprochen hatten. Ihnen passierte nichts, aber es wurde ihnen klar gemacht, dass sie den Mund zu halten hatten. Gerade wegen dieser vermeintlich „unpolitischen“ Haltung, auch vieler Künstler, konnte Putin überhaupt erst zu so einer großen Macht gelangen. Heute ist klar, dass Putin und sein Umfeld die Vorgänge schon jahrzehntelang geplant hatten. Aber wir haben die Zeichen dessen, was kommen würde, nicht verstanden, und irgendwann war es zu spät.

Verstehen die Leute in Russland es heute?

Das ist schwer zu sagen. Ich denke, heute setzen sich umso mehr Menschen Scheuklappen auf, und diese Ignoranz ist in Russland für das Überleben heute womöglich sogar notwendig. Ich glaube nicht daran, dass die Leute nicht informiert sind, das erscheint mir unmöglich.

Sie haben einige Menschen verärgert. Haben Sie manchmal Angst?

Ich weiß, dass man gegen Aktivisten im Westen zunehmend wieder mit den alten KGB-Methoden vorgeht. Ich lese darüber und kenne die Fälle in den USA und in Europa. Natürlich ist es möglich, dass es auch mich trifft, aber mein Herz schmerzt so sehr, dass ich mich nicht fürchte. Das liegt nicht nur daran, dass meine Familie und die Familie meiner Frau immer noch in der Ukraine leben. Sondern auch daran, dass Russland täglich die Ukrainer tötet, und zwar nicht „nur“ die Soldaten. Gestern erst kam wieder ein zweijähriges Kind ums Leben. Russland ist wie ein biblisches Monster, das darauf wartet, seine Opfer zu vernichten, und die Welt verfolgt die Geschehnisse, als wären es tägliche „Squid Game“-Folgen.

Obwohl noch einige Ihrer Arbeiten in Russland wegen ihrer Popularität gezeigt werden, wurde Ihr Name von den Plakaten und Besetzungszetteln gestrichen. Auch Ihre Biographie ist von den Internetseiten des Bolschoi- und des Mariinsky-Theaters verschwunden.

Das erinnert mich ganz stark an die Zeit der Sowjetunion. Als Student war ich in den 1980er-Jahren ein großer Film- und Theaterliebhaber. Nachdem Künstler wie der Filmemacher Andrei Tarkowski oder Juri Ljubimow vom Taganka-Theater ins Ausland gegangen waren, wurden ihre Namen überall gelöscht, sie verschwanden völlig. Genauso ist es auch den Balletttänzern Mikhail Baryshnikov, Rudolf Nurejew und Natalja Makarowa ergangen. Als Student an der Ballettschule hatte ich nie von diesen Namen gehört, sie wurden nie erwähnt. Erst als ich den Abschluss machte, wurden mir heimlich Aufnahmen gezeigt. Es fasziniert mich auf negative Weise, wie schnell Russland zurückspringt in seine dunkelste Zeit. Es geht heute nicht einmal um eine Ideologie, sondern nur darum, sich auf zynische Art und Weise Gebiete einzuverleiben.

Am Erscheinungstag dieses Interviews zeichnet Ratmansky am Opernball in der Wiener Staatsoper für eine ukrainische Choreografie verantwortlich © Katharina Schiffl

Interessanterweise findet man die Biografie von Anna Netrebko nach wie vor auf der Internetseite des Mariinsky-Theaters. Sie ist dort sogar als Ensemblemitglied der aktuellen Saison gelistet. Was sagen sie dazu?

Sie vergessen manchmal Leute. Es werden in Russland beispielsweise immer noch Bücher von Autoren verkauft, die den Krieg verurteilt haben. Der Fall Netrebko ist freilich eigenartig. Sie hat sich bekanntlich gegen den Krieg, nicht aber gegen Putin ausgesprochen. Man darf nicht vergessen, dass der internationale Erfolg von russischen Künstlern gerne propagandistisch ausgeschlachtet wird. Vielleicht möchte man sie als eine Art Agentin behalten, aber ich weiß es nicht.

Sind die russischen Netzwerke in der westlichen Kunstszene heute immer noch stark?

Ich glaube sogar, sie sind stärker geworden. Viele dieser Organisationen, die einen Austausch zwischen der russischen Kultur und dem Westen zum Ziel haben, werden zweifellos vom Kreml oder von russischen politischen Organisationen gesteuert, ob das nun russisch-deutsche, russisch-italienische, russisch-französische oder russisch-österreichische Vereine sind. Sie drängen in den Westen, um die öffentliche Meinung zugunsten Russlands zu beeinflussen und kämpfen um jeden einzelnen Fall. Ich sehe beispielsweise, dass sie in vielen italienischen Städten Pro-Putin-Filme zeigen, und ich bin mir sicher, dass sie das auch in den USA machen oder zumindest versuchen. Ich habe aber den Eindruck, dass den Menschen im Westen dies langsam bewusst wird, und dabei spielen sicherlich auch die ukrainischen Aktivisten eine wichtige Rolle. Ich selbst habe an vielen Protesten in New York und gelegentlich auch in Europa teilgenommen.

Es gibt immer noch Künstler, die sowohl in Russland als auch im Westen auftreten. 

Das verstehe ich überhaupt nicht. Und ich verstehe auch nicht, weshalb das im Westen überhaupt zugelassen wird, denn die Kunst ist ein wichtiger Bestandteil der russischen Propaganda. Weder die russische Musik noch die Literatur wird als Teil der globalen Kultur „gecancelt“ werden. Täglich werden Werke von Tschaikowski und Tschechow gespielt, und die Bücher der russischen Klassiker werden verkauft. Aber wenn sich die Künstler nicht in Bezug auf Putin und seinen Krieg positionieren, dann sollten sie, ebenso wie die Sportler, nicht im Westen auftreten. Die russische Führung hat sämtliche internationale Gesetze gebrochen, töten täglich unschuldige Menschen, zerstören gezielt die ukrainischen Kultur- und Sportstätten. Es sollte doch klar sein, dass jene Leute, die das womöglich befürworten, in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz haben dürfen.

Zurück zu jenen, die sowohl in Russland als auch im Westen auftreten: Sind das Agenten?

Ich weiß es nicht, ich kann nur raten. Es sind sicherlich welche darunter. Manche große Namen dienen womöglich bloß der Propaganda, weniger große Namen übernehmen vielleicht eine zusätzliche Funktion.

Wenn man auf solche Künstler aufmerksam macht, dann bringt man erfahrungsgemäß einen Teil des Publikums gegen sich auf.

Die Frage ist simpel: Möchte man wirklich eine Eintrittskarte kaufen, um einen Künstler zu unterstützen, der Putin und letztlich den Krieg und somit den Tod unschuldiger Menschen unterstützt? Was ist mit unseren humanistischen Idealen, gerade in der Kunst? In den ersten Wochen nach der Großen Invasion habe ich Unterstützungserklärungen von großen Namen aus der internationalen Ballettwelt gesammelt und auf Facebook veröffentlicht, was die Russen sehr geärgert hat. Ich dachte, man könne über deren Idole ein Umdenken bewirken, aber das hat nicht funktioniert. 

In der Ukraine sterben die größten Talente, darunter Tänzer, Choreografen, Musiker, Schauspieler und Sportler. Auf der anderen Seite scheinen ebendiese Gruppen in Russland die Situation einfach zu ignorieren. Ich weiß nicht was schlimmer ist: Sich in einem Land wie jenem von Putin patriotisch zu geben und die besetzten Gebiete zu bereisen oder die Situation völlig zu ignorieren und im Internet Fotos von exklusiven Partys und luxuriösen Urlaubszielen zu posten – ebendas machen einige der Tänzer, mit denen ich früher zusammengearbeitet habe. Auch sie finanzieren mit ihren Steuern den Krieg und nannten die Ukrainer früher mal „Brüder“. Dieser Zynismus und die Schuld, früher einmal so wie sie gewesen zu sein, ist fürchterlich. Wenn man einen Fehler macht und diesen einsieht, dann kann man sein Leben ändern. Aber ich sehe nicht, wie sich diese Leute ändern könnten.

Wie sehen Sie heute Ihre fünf Jahre als Ballettdirektor des Bolschoi-Theaters?

Sehr gemischt. Es gab viele interne Kämpfe, und vom ersten Tag an gab es zahlreiche Leute, die mich, beinahe schon körperlich, hinausdrängen wollten. Ich hatte einen ukrainischen Pass und eine ukrainische Frau. Es passierte viel, was ich damals nicht öffentlich machen wollte und was für mich heute einen Sinn ergibt. Die russische Mentalität ist einfach sehr imperialistisch, man schaut auf andere hinab.

Halten Sie die westliche Gesellschaft in dieser Hinsicht für zu naiv?

Manche mögen naiv sein, aber ich glaube, es herrscht eine Doppelmoral.

Vielleicht fürchten die Menschen, dass sie lieb gewonnene Werke womöglich neu bewerten müssten?

Sie hängen einem Mythos nach. Beim Ballett geht das sicherlich auch auf die Zeit von Djagilew zurück, der ein genialer Impresario war und aus den Werken vielleicht sogar mehr gemacht hat, als da war. Natürlich sind die russische Tanzausbildung und russische Ballettmusik ein wichtiger Teil von mir, aber ich versuche, das aus der Distanz zu bewerten. Und natürlich bilden einige russische Partituren die Basis für das klassische Ballett – drei von Tschaikowski und zwei von Prokofjew. Prokofjew wurde in der Ukraine geboren und Tschaikowski hat «Schwanensee» in der Ukraine geschrieben – beide hatten starke Verbindungen zur Ukraine. Prokofjew ist ein schwieriger Fall, er war sehr pragmatisch. Aber Tschaikowski war ein Idealist und Humanist. Manche Leute sagen, man soll nicht spekulieren, aber ich bin mir sicher, dass er dem blutigen Regime heute nicht dienen würde.

In Bezug auf die Literatur denke ich, dass man in Europa und in den USA mittlerweile mit anderen Augen auf die großen russischen Autoren – Dostojewski, Tolstoi, Puschkin – blickt. Man erkennt langsam die imperialistische Haltung, die diesen Autoren innewohnt.

Findet man in Ihren Arbeiten einen ukrainischen Einfluss?

Da muss ich ein wenig ausholen: Der Großteil von nicht-russischen Künstlern aus den Post-Sowjet-Gebieten glaubte lange Zeit, die russische Kultur hätte eine einzigartige Größe, und sie stellten sie an die erste Stelle. Das hat sich stark geändert. Die russische Kultur aus ihrer imperialistischen Ära ist zerbrochen. Die Ukrainer realisieren heute, wie sehr die russische Kultur ihre eigene Kultur aufgesogen und sie vereinnahmt hat, und so geht es auch anderen Ex-Sowjet-Nationalitäten. Es ist eine Schande, dass diese Einsicht so lange gedauert hat. Wir waren so sehr auf die russische Musik und Literatur fixiert. Ich selbst komme aus beiden Welten: Meine Mutter ist eine in Leningrad geborene Russin, mein Vater ist ein ukrainischer Jude aus Kyjiw. Ukrainisch wurde damals als zweitklassige Kultur angesehen, man schaute auf die Ukrainer herab. Wir haben daheim in Kyjiw immer Russisch gesprochen. Ich kann mich kaum an Personen erinnern, die das Ukrainische gefördert hätten. Es gab sie natürlich, aber sie waren nicht Teil meines Umfelds.

Erst ab dem Jahr 2014 begann ich mich mit meiner eigenen Identität zu beschäftigen. Ich erarbeitete einige ukrainische Ballette, wie zum Beispiel Sergej Prokofjews «Na Dnjepre» (Am Dnepr) unter dem Titel „On the Dnieper“ und benannte es bei der Wiederaufnahme in „On the Dnipro“ um, wofür ich natürlich kritisiert wurde. Dann habe ich Ballette auf die Musik von Leonid Desyatnikov gemacht, der immer als russischer Komponist gesehen wurde, aber in Kharkiv geboren wurde und heute in Israel wohnt. Ich habe seine Bukowinischen Lieder realisiert. Eine andere Musik von ihm basiert auf Romanen von Isaac Babel über Odessa in den 1920er-Jahren. Ich nannte diese vom New York City Ballett im Lincoln Center uraufgeführte Arbeit zunächst «Odessa» und nun «Odesa», also ukrainisch mit nur einem „s“. Für das Pacific Northwest Ballet in Seattle «Wartime Elegy» verwendete ich im vergangenen Jahr erstmals ukrainische, von Valentin Silvestrov komponierte Musik.

Das heißt also, Ihre Arbeiten werden nun persönlicher.

Eine Tür hat sich mir verschlossen, und nun entdecke ich Neues. Wenn man versucht, thematisch vorzugehen, dann führt der Weg oftmals in eine falsche Richtung. Aber die Situation hat mich als Künstler stark verändert. Nächste Woche finalisiere ich ein neues Ballett in New York, die auf fürchterliche Kriegsbilder basiert und in dem ich Musik aus Gustav Mahlers Symphonien verwende.


Das Gespräch wurde am 6. Februar 2024 in einem Hotel in Wien in englischer Sprache geführt, Übersetzung durch den Interviewer.
 


Українська версія інтерв'ю // Ukrainische Übersetzung dieses Interviews



Alexei Ratmansky zählt zu den bedeutendsten Choreografen der Gegenwart. Er wurde in Leningrad (heute: St. Petersburg) als Sohn einer Russin und eines Ukrainers geboren, wuchs in Kyjiw auf und erhielt seine Ausbildung in der Ballettakademie des Bolschoi-Theaters in Moskau, bevor in Kyjiw seine Karriere als Tänzer begann. Trotz seiner ukrainischen und US-amerikanischen Staatsbürgerschaft gilt er vielen immer noch als russischer Choreograf. Von 2004 bis 2008 war Ratmansky Ballettdirektor am Bolschoi-Theater. Aufgrund seiner Distanzierung vom System Putin ab Februar 2022 scheint sein Name in Russland nicht mehr auf. Ratmansky lebt in den USA.
 


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