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Der König der Ukraine in Wien

Im Rahmen des ukrainischen UStream Festivals in Wien stellte die Opernproduzentin Oleksandra Saienko die Oper «Vyshyvanyi. Der König der Ukraine» vor

29. Juni 2023

Oleksandra Saienko im Gespräch mit Stephan Burianek © Iryna Karpenko | Klicken Sie auf das Foto, um sich die gesamte Fotostrecke zu sehen (derzeit nur in der Computer-Ansicht möglich)

Im Haus der Musik in Wien sprach OPERN∙NEWS-Herausgeber Stephan Burianek mit der ukrainischen Opernmäzenin und -produzentin Oleksandra Saienko über die Oper «Vyshyvanyi. Der König der Ukraine» (Вишиваний. Король України), die nur zwei Monate vor dem vollständigen Angriff Russlands auf die gesamte Ukraine am Opernhaus in Charkiw uraufgeführt worden war - und nun im Rahmen einer Filmvorführung gezeigt wurde.

Das Libretto des berühmten Schriftstellers Serhij Zhadan (Сергій Жадан) folgt einer Vorlage von Timothy Snyder setzt Wilhelm von Habsburg, der in der Ukraine Vyshivanyi („der Bestickte“) genannt wird, ein Denkmal. Der Offizier der k. und k. Armee war ein Rebell, der von einem ukrainischen Königreich träumte, und später ein Spion, der den Sowjets zum Opfer fiel. Komponiert hat dieses Werk Alla Zahaikevych (Алла Загайкевич), die sich mit elektroakustischen Arbeiten einen internationalen Namen gemacht hat.

Bei dieser Oper handelt es sich gleichsam um eine zeitgenössische Grand Opera, für eine Aufführung werden ungefähr zweihundert Akteure benötigt. Melodiöse Arien und Ohrwürmer darf sich das Publikum nicht erwarten, dafür wartet die komplexe Partitur mit einem mächtigen Sound auf, der die Tragik der Titelfigur, die sich in der Jugend mehr für Poesie und Philosophie interessiert hat als für ihre Offiziersausbildung und letztlich für den träumerischen Kampf für ein eigenes, ukrainisches Königreich ihr Leben lassen musste.

In der Ukraine war diese vollständig privat finanzierte Produktion die erste ukrainische Oper, die seit der Erlangung der Unabhängigkeit in der Ukraine uraufgeführt wurde. Im Einführungsgespräch schilderte Saienko das große nationale Interesse an dem Werk – die Züge nach Charkiw waren am besagten Tag ausgebucht. „Es ist für uns Ukrainer heute wichtiger denn je, an einer neuen kulturellen Identität zu arbeiten, die in die Zukunft blickt und nicht mehr bloß die Folklore abdeckt“, so Saienko, „auch in der internationalen Wahrnehmung. Wir haben herausragende zeitgenössische Künstler, und die müssen sichtbar werden.“

Für die Anwesenden sichtbar wurde insbesondere der Bass Serghiy Zamytskyi, der bei der Uraufführung die Partie des Kommandanten übernahm, die Aufzeichnung erstmals sah und emotional auf diese Rückschau reagierte.

OPERN∙NEWS bedankt sich für die Möglichkeit, bei dieser Gelegenheit auch auf die aktuelle Spendenkampagne „Freie Presse gegen ruZZische Kulturpolitik“ aufmerksam gemacht haben zu können.


Das UStream Fest wird jedes zweite Jahr vom Zentrum für ukrainische Initiativen organisiert. // https://ukraine-zentrum.com/projects