Staatsoper Unter den Linden

Der Gott, der in die Kälte kam

In Berlin lässt Romeo Castellucci «Daphne» von Richard Strauss im Schnee versinken. Ungeachtet dessen flirrt es aus dem Orchestergraben mit auftrumpfender Opulenz

Roberto Becker • 20. Februar 2023

Romeo Castellucci setzt den Fokus auf Daphnes Weltfluchtobsession © Monika Rittershaus

Richard Strauss war wahrlich kein Mann des Nazi-Widerstands. Er hat ihnen nicht nur die Hymne für ihre Propaganda-Olympiade komponiert, sondern stand einige Zeit der Reichsmusikkammer vor. Dennoch umweht gerade seinen (dritten) Frauen-Einakter «Daphne», der 1938 in Dresden uraufgeführt wurde, auch etwas, wenn nicht Widerständiges, so doch subtil Verweigerndes. Mit einem schwebenden Schwelgen in der Erinnerung an «Elektra» und «Rosenkavalier» sehnt sich diese Musik nach einer anderen als der martialisch auf den Krieg zusteuernden Welt. Ob bewusst oder unbewusst: Der Kontext der Entstehungszeit stiehlt sich wie von selbst gerade in dieses Stück und seine szenische Umsetzung – im szenischen Aufgreifen oder Verweigern.