Neue Oper Wien

Homunkulus-Oper mit forcierten Volten

Jörg Widmanns «Das Gesicht im Spiegel» hat schöne Momente, die ziehen sich aber, und Roland Schimmelpfennigs Libretto ringt um Bedeutungstiefe

Walter Weidringer • 13. September 2022

Das Investorenehepaar Patrizia und Bruno erwartet sich eine hohe Rendite: Roxane Choux und Wolfgang Resch als Teil eines guten Ensembles © Armin Bardel

Als gutes Zeichen kann es sicher nicht gelten, wenn man nach gefühlten dreidreiviertel pausenlosen Opernstunden beim Schlussapplaus auf die Uhr schaut und erkennt, dass die Vorstellung in Wahrheit nur ungefähr halb so lang gedauert hat. Trotzdem oder gerade deshalb mag verblüffen, dass «Das Gesicht im Spiegel» musikalisch oft dort am interessantesten, ja geradezu am schönsten wirkt, wo das Werk seine offensichtlichsten Längen aufweist: Zumindest merkwürdig und eigentümlich ist es also offenbar doch, das erste abendfüllende Musiktheaterstück des Komponisten Jörg Widmann und seinem Librettisten Roland Schimmelpfennig. 2003 wurde es im Münchner Cuvilliés-T…