Krefelder Stadttheater soll ab 2027 umfassend saniert werden

Technische Mängel und bauliche Probleme müssen behoben werden

Theater Krefeld und Mönchengladbach • 17. Mai 2022

Quelle: Stadt Krefeld


Das Krefelder Stadttheater soll ab 2027 umfangreich saniert werden. Die Arbeiten betreffen sowohl die Bühnentechnik als auch das Gebäude selbst. In einer Machbarkeitsstudie werden nun verschiedene Varianten für die Sanierung dargestellt. Die Politik berät das weitere Vorgehen abschließend am 21. Juni im Stadtrat. „Unser Theater ist einer der absoluten Leuchttürme in der Region und beruht auf der ältesten Theaterehe Deutschlands. Aber wenn wir die baulichen Probleme des Krefelder Hauses nicht bald in Angriff nehmen, wird die Spielstätte nicht haltbar sein. Wir sind als Stadt dafür verantwortlich, ordentliche Zustände für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen und die Rahmenbedingungen für einen sicheren und modernen Theaterbetrieb zur Verfügung zu stellen, “, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer.

„Es geht um die Betriebsfähigkeit des Hauses“, stellt auch Generalintendant Michael Grosse klar. Zuletzt habe der TÜV nur mit Aussicht auf die anstehende Sanierung noch die entsprechenden Genehmigungen erteilt. „Man kommt da schnell in Grenzbereiche. Ob Ton, Licht oder Bühnenmaschinerie: Die Kapazitäten der veralteten Technik sind absolut ausgereizt. Wir müssen uns jetzt für die Zukunft aufstellen, sonst wird der 75. Geburtstag der Theaterehe im Jahr 2025 die letzte große Feier sein“, erklärt der Intendant. Auch der Zustand des sogenannten Hinterhauses sei in puncto Arbeitssicherheit und Hygiene besorgniserregend: „Wenn man abends auf der Bühne die ‚Königin der Nacht‘ singen soll, ist die Situation in den Garderoben und Sanitäranlagen dafür nicht eben zuträglich.“
Deshalb ist das Theater bereits seit 2017 in intensiven Gesprächen mit dem Zentralen Gebäudemanagement der Stadt Krefeld. Von einem „erheblichen Handlungsbedarf“ spricht auch dessen Leiter Rachid Jaghou. Er hat die Pläne für das sogenannte Gleis I (Bühnentechnik) und das Gleis II (Gesamtgebäude) nun erstmals gemeinsam präsentiert. Demnach besteht allein im technischen Bereich – also für Bühnenmaschinerie, Beleuchtung, Beschallung, Medientechnik und Bühnenboden – ein Sanierungsbedarf von geschätzten 27 Millionen Euro.

In der Machbarkeitsstudie für das Gebäude werden zahlreiche weitere Problemstellen benannt: So ist durch fehlenden Witterungsschutz teilweise Feuchtigkeit eingedrungen, was mitunter zu Schimmelbildung führt. Glas- und Klinkerfassaden bedürfen einer energetischen Sanierung. Sanitäreinrichtungen, Lüftung, Trinkwasseranlagen, Elektroinstallation und sonstige Haustechnik sind in einem schlechten Zustand. Zudem besteht bei Proberäumen, Personalbereichen, Lagerflächen, Werkstätten und Büros Bedarf an zusätzlichen Flächen. Als Beispiel nennt Michael Grosse den Proberaum für den Chor: „33 Sängerinnen und Sänger auf sehr engem Raum, akustisch problematisch, Lüften kaum möglich.“

Für das weitere Vorgehen entwickelt die Machbarkeitsstudie fünf verschiedene Varianten. Ein Verzicht auf sämtliche Maßnahmen würde demnach mittelfristig eine Theaterschließung bedeuten. Auch die reine Kernsanierung, die geschätzte 65 Millionen Euro kosten würde, hätte diverse Nachteile: Vor allem könnten keine zusätzlichen Flächen geschaffen werden, so dass über kurz oder lang externe Anmietungen notwendig wären. Das Gutachten präferiert deshalb eine Sanierung plus Errichtung eines dreigeschossigen, unterkellerten Erweiterungsbaus in Richtung Gartenstraße. Dadurch entstünden rund 1.500 Quadratmeter zusätzliche Fläche. „Die Nutzungen innerhalb des Gebäudes könnten neu geordnet und auf heutige Bedürfnisse angepasst werden. Anmietungen wären nicht notwendig“, fasst Rachid Jaghou zusammen. Eine grobe Schätzung geht hier von 72 Millionen Euro Gesamtkosten aus – darin enthalten wäre auch die Sanierung der Bühnentechnik (Gleis I). Allerdings sind sämtliche Kostenschätzungen mit Vorsicht zu genießen. „In diesem frühen Stadium gibt es noch deutliche Unsicherheiten. Auch die erwartete Preissteigerung bis 2027 kommt noch hinzu“, sagt Rachid Jaghou.

Als kaum umsetzbar gelten die vierte und fünfte Variante, die das Gutachten benennt. Eine großzügige Erweiterung des jetzigen Theaters in Richtung Garten- und Königstraße bis zur Mediothek (86 Millionen Euro) scheitert nach Einschätzung der Experten am Bauplanungsrecht und der städtebaulichen Einbindung. Es gibt auch Bedenken in Sachen Denkmalschutz und Brandschutz. Für einen kompletten Neubau, der mit geschätzten 100 Millionen Euro zu Buche schlagen würde, fehlt schon das Grundstück. „Das ist eher eine theoretische Alternativbetrachtung: Für ein solches Gebäude gäbe es keinen Standort“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer. Außerdem würde man mit dem denkmalgeschützten Stadttheater auch ein Stück Identität aufgeben und Anforderungen der Nachhaltigkeit außer Acht lassen.

Wenn die Politik der Argumentation des Gutachtens folgt und den Einstieg in die sogenannte „Leistungsphase 3“ beschließt, also den Weg für die Beauftragung eines Generalplaners freimacht, dann müsste das Stadttheater im Falle einer Sanierung ab 2027 für zwei Jahre schließen. Deshalb beginnt bereits jetzt die Suche nach einer Ersatzspielstätte. Die Idee, das Theater auf Zeit (TaZ) bei den Stadtwerken wiederzubeleben, scheitert daran, dass die betreffende Halle, die 2008/09 für eine Umbauspielzeit genutzt wurde, inzwischen fest vermietet ist. „Wir werden uns deshalb intensiv mit der Möglichkeit eines Theaterzeltes befassen“, sagt Michael Grosse. Diese Lösung sei inzwischen „vielfach positiv erprobt“. Ein solches Zelt bietet Platz für bis zu 600 Zuschauer, sogar ein Orchester kann dort spielen. „Die Herausforderung wird darin bestehen, einen guten Standort zu finden. Denn schon ein bellender Hund kann eine ganze Vorstellung sprengen. Auch Lärmemissionen sind natürlich ein Thema“, erklärt der Intendant.
Gemeinsam mit Michael Grosse wirbt Frank Meyer in aller Deutlichkeit für ein politisches Bekenntnis zur Sanierung. „Wenn Krefeld sich als Oberzentrum am linken Niederrhein versteht, dann braucht es dafür auch eine Infrastruktur, die über die eigenen Stadtgrenzen hinausreicht. Wenn wir weiter Theater erleben möchten und ein Angebot auf diesem Niveau erhalten wollen, dann gibt es zu einer umfassenden Sanierung keine Alternative“, betont der Oberbürgermeister.