Neue Textfassung

Wie heilig ist Schikaneder?

Der Dramatiker Roland Schimmelpfennig textete für das Kieler Opernhaus Emanuel Schikaneders Libretto der «Zauberflöte» um, unterzog es einer vermeintlichen Reinigung und lud es mit Reizwörtern auf

Edwin Baumgartner • 05. Dezember 2021

Die Kostüme der Kieler «Zauberflöten»-Produktion stammen von der Ausstatterin Claudia Spielmann

Manche Mythen halten sich hartnäckig. Etwa, Nero sei ein Scheusal, Kaiser Ferdinand I. ein Kretin gewesen und Leopold Figl habe die russischen Verhandler über den Österreichischen Staatsvertrag unter den Tisch getrunken.

In der Welt der Oper ist der unausrottbarste Mythos der von erfolgreichen Opern mit schlechten Libretti. 

Giuseppe Verdis «Il trovatore» etwa soll unverständlich sein, die Handlung ein unglaubwürdiges Zeug. Als ob Alfred Hitchcocks „Vertigo“ logisch wäre. Dabei ist „Vertigo“ immerhin ein Film-Thriller und keine Oper – und gilt obendrein als maßstabsetzendes Meisterwerk des Genres.

Naturgemäß gibt es auch schlechte Libretti – so, wie es schl…