Sechs gute Gründe

warum es OPERN∙NEWS und seine Leser braucht

Sujet „Sechs gute Gründe“ © Benedikt Kobel
  1. Die Opernberichterstattung in den Tages- und Wochenzeitungen ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Platz für Rezensionen ist in den vergangenen Jahren merklich gesunken. Die Oper konkurriert in den Feuilletons zunehmend mit anderen Kunstformen, die vermeintlich mehr Menschen interessieren (Computerspiele, Film, Popmusik, etc.). Die Oper braucht eine starke Lobby, die nur vom Publikum ausgehen kann.
     
  2. Unter dem Fernbleiben von kompetenten Kritikern leiden vor allem Operntheater in kleinen und mittelgroßen Städten. Viele sind in Ermangelung überregionaler Kritiken aus dem Wahrnehmungsbereich gefallen, was mitunter sogar zu negativen Auswirkungen hinsichtlich ihrer kulturpolitischen Stellung (politische Akzeptanz) geführt hat. Die Operninstitutionen brauchen den Diskurs.
     
  3. Die meisten Verlage haben zu spät und falsch auf die technologischen und sozialen Umwälzungen der vergangenen beiden Jahrzehnte reagiert. Journalismus ist heute wahrscheinlich so schlecht bezahlt wie noch nie, was negative Auswirkungen auf die redaktionelle Qualität hat. Immer seltener können kompetente Autoren vom Schreiben leben, immer häufiger suchen sie sich andere Jobs. Das Vertrauen der Leser hat unter diesen Umständen massiv gelitten. Sie sind folglich weniger bereit, für Information zu zahlen, als noch vor einigen Jahren. Dadurch kam es zu einer Verschiebung bei den Interessensgruppen: Die Verlage sind zunehmend von ihren Anzeigenkunden abhängig, sie bestimmen vielerorts den Inhalt - daher: Der Leser braucht unabhängige Meinungen und erstklassigen Journalismus.
     
  4. In der Opernmedienbranche ist dieses Problem besonders groß: Künstlerportraits gibt es häufig nur mehr gegen Bezahlung durch deren Agenturen oder durch die Künstler selbst. Solche Texte sind aber so gut wie nie als Advertorials gekennzeichnet, d.h. es erfolgt keine Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten, man verstößt bewusst gegen den journalistischen Ehrenkodex. Opernmagazine haben ihre Funktion als kritische Kommentatoren weitestgehend aufgegeben. Der Opernjournalismus braucht neues Vertrauen.
     
  5. Durch das Schrumpfen von Inhalt und Qualität von Opernkritiken sind die Leistungen der Sänger in den Hintergrund geraten. Die Sänger brauchen ein ehrliches und ausführliches Feedback.
     
  6. Bei vielen Special-Interest-Magazinen sind die wahren (unkontrollierten) Auflagen- und Leserzahlen ein gut gehütetes Geheimnis. Die meisten Opernmagazine auf dem deutschsprachigen Markt bilden hierbei keine Ausnahme – zumeist haben sie weit weniger Leser/Käufer als man vermuten würde. Der Anzeigenmarkt braucht mehr Transparenz, die Werber brauchen seriöse Kennzahlen. Wir fühlen uns einer solchen Transparenz verpflichtet.
 
 
Gemeinsam mit unseren Leser:innen schenken wir der Oper eine kräftige Stimme!