Wien Modern

Geliebte gegen Gattin, oder: Der Fluch der Niedertracht

Das Festival für zeitgenössische Musik brachte eine neue «Poppaea» von Michael Hersch

Walter Weidringer • 07. November 2021

Silke Gäng (Octavia) und Ah Young Hong (Poppea) © Markus Sepperer

„Tell me, is death tender?“ – „Sag mir, ist der Tod sanft?“, fragt Poppaea. Es ist der scheinbar reine, unverstellte Ton kindlicher Neugierde, der ihren Gesang so entrückt tönen lässt – und so erschreckend. Denn vor ihren Augen stirbt eine Frau. Aus dem Orchester dringen gespenstische Klänge, die keinen Zweifel lassen an der Grässlichkeit der Szenerie: Ein metallisches Arpeggio direkt auf den Klaviersaiten suggeriert einen Messerschnitt und zeigt an, dass es hier im wahrsten Sinne an die Eingeweide geht. „What does it feel like?“ – „Wie fühlt es sich an?“ Octavia, die Gattin des Kaisers Nero, wird hingerichtet; Poppaea, seine Geliebte, hat sich mit ihrer radikalen Forderung durchgesetzt. 

Schon vom Baro…